Wellness ist mehr als ein Trend – es ist eine Lebenseinstellung, die angesichts steigender Belastungen immer wichtiger wird. Doch was macht ein gutes Wellnessangebot erfolgreich?
Tobias Klöpf von der Project M GmbH zeigt in diesem Beitrag, warum eine klare Philosophie entscheidend ist, um im Wettbewerb zu bestehen, und wie erfolgreiche Hotels diese umsetzen. Lassen Sie sich von Best Practices inspirieren und entdecken Sie, wie Wellnesshotels durch ihre Philosophie zu echten Wohlfühloasen werden.
Eine klare Philosophie ist in der Wellnesshotellerie ein wertvolles Mittel, um sich im hart umkämpften Markt zu behaupten. Die Branche steht vor zahlreichen Herausforderungen:
Der Wettbewerb wird immer intensiver, Ressourcen werden knapper, und die Anforderungen der Gäste steigen.
In dieser Situation ermöglicht eine klare Philosophie den Wellnesshotels, eine eindeutige Ausrichtung zu entwickeln und ihre Strategie entsprechend zu gestalten. Sie hilft dabei, sich vom Wettbewerb abzuheben, eine authentische Verbindung zu den Gästen herzustellen und die Positionierung im Markt langfristig zu sichern.
Eine starke Philosophie durchdringt alle Bereiche des Hotels und sorgt dafür, dass Dienstleistungen, Prozesse und das gesamte Gästeerlebnis stimmig sind.
Der Wellnesstourismus wächst seit Jahren kontinuierlich. Besonders gefragt sind Angebote, die das ganzheitliche Wohlbefinden fördern, die mentale Gesundheit stärken und eine enge Verbindung zur Natur ermöglichen.
In Europa wird der Wellnesstourismusmarkt im Jahr 2024 auf 285 Milliarden USD geschätzt, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4,8 %. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen wächst die Nachfrage nach Wellnessreisen weiter.
Konsumenten betrachten Wellnessurlaub zunehmend als Investition in ihre Gesundheit und Lebensqualität. Ein wichtiger Trend ist das steigende Interesse an mentalem Wohlbefinden – viele Gäste suchen gezielt nach Angeboten, die ihnen helfen, dem Alltag zu entfliehen und ihre Resilienz aufzubauen.
Erfolgreiche Wellnesshotels setzen auf eine klar definierte Philosophie, die sich in allen Aspekten des Gästeerlebnisses widerspiegelt.
Gemeinsame Erfolgsfaktoren dieser Hotels sind eine stringente Umsetzung ihrer Philosophie, ein starker Fokus auf Authentizität und die Schaffung einer tiefen Verbindung zum Gast. Diese Erfolgsfaktoren sorgen dafür, dass Gäste nicht nur entspannen, sondern auch emotional berührt werden und eine bleibende Bindung zum Hotel aufbauen.
Beispiele dafür sind:
Das Hubertus Mountain Refugio im Allgäu setzt auf ein holistisches Lebenskonzept, das Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Die Verbindung zur Natur steht dabei im Mittelpunkt, mit Angeboten wie geführten Wanderungen, Yoga-Sessions im Freien und einer naturnahen Bio-Küche.
Das Hotel bietet viele Aktivitäten, die den Gästen helfen, zur Ruhe zu kommen und die Balance zwischen Körper und Geist wiederherzustellen. Die Mitarbeitenden leben diese Philosophie und bieten eine herzliche, persönliche Betreuung, die den Gästen das Gefühl gibt, willkommen zu sein und sich voll und ganz entspannen zu können.
Das Hotel Forestis in Südtirol basiert seine Philosophie auf den Elementen der Natur – Wasser, Luft, Feuer und Erde. Diese Elemente prägen das gesamte Hotelerlebnis, von der Architektur über die Küche bis hin zu den Wellnessangeboten.
Die Gäste genießen absolute Ruhe, umgeben von unberührten Wäldern und klarer Bergluft. Die Zimmer und Suiten sind so gestaltet, dass sie das Naturerlebnis verstärken, mit großen Panoramafenstern und natürlichen Materialien wie Holz und Stein.
Der Fokus liegt auf Reduktion und Wesentlichkeit, was sich in Angeboten wie der Waldsauna, naturverbundenen Meditationsprogrammen und einer Küche zeigt, die auf regionale, saisonale Zutaten setzt.
Das Euphoria Retreat in Griechenland ist ein Ort, der traditionelle Heilansätze aus Griechenland und China miteinander verbindet. Hier finden die Gäste ein ganzheitliches Wellnesskonzept, das auf sanfte Weise die körperliche und mentale Gesundheit fördert. Das Hotel bietet eine große Auswahl an Programmen, darunter Detox-Retreats, Yoga, Meditation und individuell zugeschnittene Therapien.
Das Besondere am Euphoria Retreat ist die Freiheit der Gäste: Es gibt keine strikten Regeln, sodass jeder Gast selbst entscheidet, wie intensiv er sich auf das Wellnessprogramm einlassen möchte. Die entspannte Atmosphäre und die persönliche Betreuung tragen dazu bei, dass die Gäste sich geborgen fühlen und sich voll auf ihre Erholung konzentrieren können.
Das Bachmair-Weissach Resort am Tegernsee kombiniert Luxus mit gemeinschaftlichem Erleben und einer tiefen Verbundenheit zur Region. Das Hotel legt großen Wert auf hochwertige Materialien, sei es in der Zimmerausstattung oder im Spa-Bereich, der im japanischen Stil gestaltet ist.
Gäste jeden Alters, von Familien bis zu Alleinreisenden, finden hier passende Angebote, die ihre individuellen Bedürfnisse erfüllen. Eine Kinderbetreuung ermöglicht es Eltern, sich zu entspannen, während gleichzeitig ein umfangreiches Wellnessprogramm zur Verfügung steht.
Die Philosophie des Resorts setzt auf die Verbindung von Tradition und Moderne, was sich auch in der Küche zeigt: Hier werden bayerische Spezialitäten auf hohem kulinarischen Niveau angeboten, die regionale Verbundenheit mit gehobenem Genuss verbinden.
Das GesundKunft-SPA im Hotel Luisenhöhe bei Freiburg verfolgt eine Philosophie, die auf Ruhe, Transparenz und Besinnung basiert. Um diese Werte zu verkörpern, sind alle Bereiche des Hotels auf Entschleunigung ausgelegt. Es gibt keine Day-Spa-Angebote, damit die Gäste ungestört zur Ruhe kommen können.
Die Architektur fördert bewusste Bewegung durch das Gebäude – mit nur einem einzigen Aufzug und langen Fluren, die zum Schlendern einladen. Große Glasfassaden sorgen für viel natürliches Licht und schaffen eine Verbindung zur umliegenden Landschaft.
Das SPA-Konzept umfasst spezielle Schlafprogramme, die unter anderem durch ergonomisch geneigte Betten und ein ausgeklügeltes Schallschutzsystem unterstützt werden. Die offene Showküche, in der regionale Zutaten erklärt und verwendet werden, trägt zur Transparenz bei und lässt die Gäste aktiv teilhaben.
Storytelling und multisensorische Ansätze sind wertvolle Mittel, um die Wellness-Philosophie eines Hotels erlebbar zu machen. Geschichten schaffen eine emotionale Verbindung, die den Gästen hilft, sich mit der Philosophie zu identifizieren.
Multisensorische Eindrücke – wie Klänge, Düfte, Farben und Materialien – verstärken diese Botschaft und sorgen dafür, dass die Gäste tief in die Welt des Hotels eintauchen. Das menschliche Gehirn liebt Geschichten, und durch multisensorisches Storytelling können Hotels Emotionen besser wecken und eine nachhaltige Bindung aufbauen.
Beispielsweise lässt sich durch eine Zirbensauna oder einen Zirbenruheraum nicht nur die Geschichte der Symbiose des Tannenhähers und der Zirbe erzählen, sondern auch deren positive, blutdrucksenkende Wirkung hervorheben. Ebenso können innovative Technologien wie Holophony, eine spezielle Klangaufnahmetechnologie, oder bineurale Beats eingesetzt werden, um tiefere Entspannung zu fördern. Auch Farb- und Klangbäder, kombiniert mit ätherischen Ölen und angepassten Wassertemperaturen, schaffen eindrückliche Erlebnisse, die auf die jeweilige Hotelphilosophie abgestimmt sind.
Jedes Detail, vom Design der Räume bis hin zu den verwendeten Materialien, sollte die Philosophie widerspiegeln und ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Die Gäste sollen sich mit allen Sinnen angesprochen fühlen – denn je mehr Sinne stimuliert werden, desto tiefer bleibt das Erlebnis im Gedächtnis verankert. Dieses Zusammenspiel der Sinne führt dazu, dass Gäste die Hotelphilosophie auch im Alltag in Erinnerung behalten, wodurch eine langfristige Bindung entsteht.
Die Wellnessbranche entwickelt sich stetig weiter. Zukunftsweisende Trends wie Edutainment (Bildung als Unterhaltung) und Softtainment (sanfte Animation) werden zunehmend beliebter, da sie das Gästeerlebnis bereichern. Besonders Softtainment spielt eine wichtige Rolle, um die Gäste auf sanfte, unterhaltsame Weise in die Wellness-Philosophie einzuführen, ohne sie zu überfordern.
Wellnessangebote werden immer individueller, unterstützt durch neue Technologien wie smarte Ringe zur Erfassung von Gesundheitsdaten oder Anwendungen, die auf den individuellen Stresslevel der Gäste abgestimmt sind. So können etwa smarte Ringe dabei helfen, den Schlaf, die Herzfrequenz und den Stresslevel der Gäste zu überwachen, um passgenaue Empfehlungen zu geben.
Diese Hyper-Individualisierung ermöglicht maßgeschneiderte Erlebnisse, die genau auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt sind. Dadurch wird Wellness zu einer Investition in die langfristige Gesundheit.
Ein weiterer wichtiger Trend ist die Integration von Naturerlebnissen und ursprünglicher Einfachheit. Viele Wellnessreisende sehnen sich nach einer Rückkehr zu den Wurzeln und einem Leben im Einklang mit der Natur. Angebote wie Waldtherapien, geführte Naturwanderungen oder Achtsamkeitsübungen in der freien Natur erfüllen dieses Bedürfnis.
Auch der Wunsch nach mentaler Gesundheit wird immer präsenter – es geht nicht nur um körperliche Entspannung, sondern auch darum, Strategien zu entwickeln, um den Belastungen des Alltags zu begegnen und Resilienz aufzubauen.
Insgesamt werden Wellnesshotels somit zu Orten, an denen Gäste nicht nur entspannen, sondern auch aktiv in ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden investieren. Durch die Kombination aus Technologie, Naturverbundenheit und maßgeschneiderten Angeboten entsteht ein einzigartiges Erlebnis, das die Gäste nachhaltig positiv beeinflusst.
Eine gut durchdachte Philosophie bietet einen klaren Leitfaden für die Gestaltung der gesamten Customer Journey. Sie definiert, welche Werte und Erlebnisse im Mittelpunkt stehen und wie diese in allen Bereichen des Hotels umgesetzt werden.
Von der Architektur über den Service bis hin zum kulinarischen Angebot – alle Elemente sollten stimmig sein und die Philosophie verkörpern.
Dadurch wird die Wellness-Philosophie ein Schlüssel zum langfristigen Erfolg von Wellnesseinrichtungen. Sie schafft Orientierung für Gäste und Mitarbeiter, verbindet Wirtschaftlichkeit mit Nachhaltigkeit und sorgt dafür, dass das gesamte Erlebnis stimmig ist.
Wellnesshotels, die ihre Philosophie konsequent umsetzen, schaffen nicht nur einzigartige Wohlfühloasen, sondern sichern sich auch wirtschaftlichen Erfolg, indem sie Gäste langfristig binden und begeistern.
Tobias Klöpf leitet den Münchner Standort der Tourismus-Strategieberatung Project M GmbH. Im DACH-Markt begleitet sein Team zahlreiche Großstädte und Regionen sowie Kommunen und insbesondere auch Heilbäder und Kurorte. Hotels, Thermen und Gesundheitseinrichtungen führt das Team in die Zukunft.
Tobias Klöpf kennt die Branche von der Pike auf: Vom Zivildienst in einer Kurklinik, über eine Ausbildung im Breuninger-Reisebüro und eine Weiterbildung als Wirtschaftsassistent, bis hin zu einem Tourismusstudium sowie einem Master in internationaler BWL mit dem Schwerpunkt Neuromarketing. Als Gründer des Netzwerkclubs Young TIC hat er sich jahrelang mit vollem Elan für den touristischen Nachwuchs eingesetzt und wechselte dann als Vice President in den Travel Industry Club, den führenden Wirtschaftsclub der Reiseindustrie. Als Freiberufler hat er anschließend unter anderem die großen deutsche Reisemessen, Hotels im Bregenzerwald und einen Fahrradreise-Veranstalter beraten.
Sein fundiertes Wissen gibt er mit Leidenschaft als Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg weiter. Außerdem ist er leitender Dozent im Lehrgang für Destinationsmanager bei der IHK-Tourismusakademie.
Privat zieht es ihn mit seinem jungen Familienglück stets in die Berge. Sei es bei Mountainbike-Transalptouren mit Kind im Anhänger oder zu Triathlon-Wettkämpfen – er gibt stets alles - und weil all das auch Resilienz und Regeneration erfordert, hat er ein Faible für Wellnesshotels entwickelt.