Seit Jahrhunderten suchen Menschen nach Wegen, ihre Gesundheit zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen. Eine Methode, die sich im Laufe der Zeit bewährt hat, ist die Kneipp-Kur. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die Kneipp-Kur wissen müssen, von ihrer Entstehung bis zu ihrer Anwendung.
Die Kneipp-Kur wurde von Sebastian Kneipp, einem deutschen Priester und Naturheilkundler, entwickelt. Vor 200 Jahren wurde Sebastian Kneipp auf einem Bauernhof in einem kleinen Allgäuer Dorf geboren. Dabei sind seine naturheilkundlichen Heilweisen mit seiner Lebensgeschichte eng verknüpft. Aber wer meint, dass es bei seiner Heilweise nur um kaltes Wasser geht, der irrt.
Während seiner theologischen Studienjahre erkrankte er an Tuberkulose und entdeckte ein Buch über Kaltwasser-Anwendungen. Er wandte diese konsequent an – bis hin zu Bädern in der kalten Donau. Sein Gesundheitszustand besserte sich stetig.
Daraus entwickelte er seine Therapie im 19. Jahrhundert und kombinierte dabei verschiedene natürliche Heilmethoden, die auf fünf Säulen basieren. Diese fünf Säulen bilden die Grundlage der Kneipp-Kur und tragen dazu bei, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Mit der Zeit baute Kneipp seine Behandlungsmethoden Schritt für Schritt aus, bis die heute bekannten 5 Säulen die Grundfeste seiner international gefragten Gesundheits-Philosophie wurden:
Bewegung, Ernährung, Entspannung, Kräuter und nicht zu vergessen die Lebensordnung.
Heute würde man diese wohl mit dem Zeitgeist-Begriff „Achtsamkeit“ überschreiben. Es gibt viele überlieferte Aussprüche und Überzeugungen von Sebastian Kneipp, die seine Lebenseinstellung auf den Punkt bringen. Einer der bekanntesten passt gut zur Renaissance der Naturheilkunde: „Alles, was wir zum Leben brauchen, hat uns die Natur reichlich geschenkt.“
Dabei gilt: Alles in Maßen für ein gesundes Leben.
Sebastian Kneipps Therapie und Philosophie wird erst durch das Zusammenspiel von fünf Säulen effektiv. Dabei geht es allerdings nie um Selbstoptimierung oder Perfektionismus. Nie um Leistungssport, sondern nur um Bewegung. Nie um asketischen Verzicht, sondern gesunde Ernährung mit Freude. Balance ist der Schlüssel zum Wohlbefinden.
Das sind die fünf Säulen der Kneipp-Therapie:
Die ganzheitlich orientierte Gesundheitslehre ist gerade im Zeitalter von Multi-Tasking und Burn-Out aktueller denn je. Und eine Stärkung des Immunsystems ist wohl für jeden von uns notwendig.
Wie gut, dass sich viele der bewährten Kneipp Anwendungen mit einfachen Mitteln zu Hause durchführen lassen. Und so einfache Dinge wie Wassertreten (fördert eine gute Nachtruhe) und der kneippsche „Espresso“ – kaltes Wasser über Handgelenke und Pulsadern laufen zu lassen (erfrischt sofort ganz ohne Koffein) – können auf sanfte Weise einiges bewirken.
Die Hydrotherapie war bereits den alten Griechen und Römern als oft genutzte Behandlungsmethode für zahlreiche Erkrankungen bekannt und wurde von Pfarrer Sebastian Kneipp wiederentdeckt, um seine Tuberkulose-Erkrankung in den Griff zu bekommen.
Kneipp experimentierte mit kaltem Wasser und besiegte mithilfe eigens entwickelter Techniken seine Erkrankung. Von da an arbeitete er an der Hydrotherapie, die heute weltweit als anerkannte Therapieform gilt. Die Hydrotherapie nach Kneipp entfaltet durch 3 grundlegende Anwendungen ihre therapeutische Wirkung mithilfe von Wasser. Eine dieser Anwendungen ist das klassische Wassertreten.
Das Wassertreten zählt zu den bekanntesten Kneipp-Anwendungen. In vielen Parks in Deutschland findet man Wassertretbecken. Hätten Sie gedacht, dass die Wirkung des Wassertretens auch von der Tageszeit abhängig ist? Am Abend kann der Gang durchs kalte Nass schlaffördernd wirken, morgens oder am Tag hingegen kann Wassertreten mehr als Energiekick genutzt werden.
Die zweite zentrale Anwendung ist der Wasserguss, bei dem kaltes Wasser langsam in einem dünnen Strahl auf die zu behandelnde Stelle gegossen wird. Oftmals erfolgt der Guss, der an Armen, Beinen, Schenkeln, Knien oder im Bereich des Gesichts durchgeführt wird, in kreisenden Bewegungen, um die Reizstärke lokal zu variieren. Der Wasserguss lässt viele Variationen offen. Er kann mit warmem Wasser oder mit wechselnder Wassertemperatur durchgeführt werden.
Abgerundet wird die Hydrotherapie durch Kneipp-Bäder, die insbesondere zur Erkältungsprävention eingesetzt werden. Die Temperatur des Badewassers, dem Kräuteressenzen wie Wacholder, Eukalyptus oder Melisse beigesetzt werden, bei 37 Grad Celsius. Alternativ zu einem langen Vollbad kann man auch warm-kalte Wechselbäder durchführen.
Wie schon der Volksmund sagt: Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen. Genau das machte sich Sebastian Kneipp zunutze. Die Anwendung von Heilpflanzen für Badezusätze, Tinkturen, Salben, Tees und vieles mehr war für Kneipp entscheidend. Sein liebstes Kraut war das Arnika-Kraut, das vor allem äußerlich gut bei Blutergüssen, Prellungen, Quetschungen, Zerrungen, Muskelkater oder Venenbeschwerden hilft.
Neben Arnika zählen zu den Klassikern zum Beispiel Fenchel, Anis und Kümmel in Tees. Darüber hinaus enthalten Heilpflanzen eine große Vielfalt an Vitalstoffen, wie Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle und vieles mehr.
Heilkräuter-Klassiker:
Ein weiteres bewährtes Hausmittel nach Kneipp sind die Wickelanwendungen. Die sogenannten „Kneippschen Wickel“ steigern das Wohlbefinden, unterstützen die körpereigenen Immunkräfte und können Befindlichkeitsstörungen, auch im Krankheitsprozess, lindern.
Die Wickelanwendungen können bei chronischen Schmerzen oder örtlichen Entzündungen eingesetzt werden. Sie haben aber auch eine stark entspannende Wirkung. Die verschiedenen Wickeltechniken sowie die Verwendung zusätzlicher Zusätze von Heilpflanzen machen die Wickel zu einem wichtigen Hausheilmittel.
Wenn wir unter Dauerstress stehen, geraten unsere natürlichen Körperfunktionen aus der Balance. Das führt oftmals dazu, dass unser Immunsystem oder unsere Psyche leiden und andere Funktionsstörungen auftreten können: Nervosität, Angstgefühle, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen oder Energielosigkeit. Jetzt gilt es schnellstmöglich die gestörte innere Ordnung wieder ins Gleichgewicht zu bringen, um gelassener durch den Alltag gehen zu können. Das ist leichter gesagt als getan, aber auch hierzu hat Pfarrer Kneipp eine Antwort: Er empfahl, auf den eigenen Körper zu hören und für ein ausgeglichenes Verhältnis von Ruhe und Aktivität zu sorgen.
Was können wir genau dafür tun?
Regelmäßige Bewegung! Und das am besten in der Natur! Probieren Sie es mit einem Yoga, Tai Chi oder Pilates-Kurs in einer Gruppe, wenn Sie sich allein nicht aufraffen können. Auch tägliche Dehn und Atemübungen sind ein erster Schritt zu mehr Achtsamkeit und Balance.
Wann waren Sie das letzte Mal im Wald?
Waldbaden ist eine leichte Bewegungsaktivität, bei der alle Sinne angesprochen werden. Die bewusste Wahrnehmung des Waldes führt zu einem weiteren positiven Effekt: Zwei Stunden Waldbaden erhöhen nachweislich die Selbstheilungskräfte und stärken das Immunsystem.
Neben ausreichend Bewegung gehört auch gutes Essen zur Kneipp-Therapie. „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke.“, so Sebastian Kneipp. Für ihn stand eine ausgewogene, gesunde und natürliche Ernährung ohne Verbote im Vordergrund.
Diese kann dazu beitragen, die Funktion des Darms und damit unsere Gesundheit und unsere Stimmung positiv zu beeinflussen. Er empfiehlt möglichst bunt - also abwechslungsreich und vielseitig- zu essen. Dazu gehören regional und saisonal verfügbares Gemüse und Obst in ausreichender Menge, möglichst schonend zubereitet, um die Nährstoffe zu erhalten. Zucker und Alkohol in Maßen. Und natürlich Wasser, das beste aller Getränke.
Die Ordnungstherapie bezieht sich auf die geistige und seelische Gesundheit. Sie umfasst Techniken zur Stressbewältigung, Achtsamkeit und Work-Life-Balance. Ziel ist es, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele herzustellen.
Hier sind einige praktische Tipps und Beispiele, die Sie im Rahmen der Ordnungstherapie anwenden können:
Die Liste der Beschwerden, die mit einer Kneip-Therapie gelindert werden können, ist lang. Die Effektivität einer Kneipp-Therapie spricht für sich und ist absolut anerkannt. Zuständig für die Verordnung einer Kneipp-Kur sind Ihr Haus- oder Facharzt, der Betriebsarzt sowie Ihre Krankenkasse, mit denen Sie am besten vorab die Art und Höhe der Kostenübernahme klären.
Hier ein kleiner Überblick der Erkrankungen, bei denen die Kneipp-Kur nachweislich helfen kann und empfohlen wird:
Kinder lieben Wasser und sind oftmals echte Wasserratten. Bei den Kneippschen Anwendungen sind Kinder somit in ihrem Element und ganz nebenbei fördert das Wasser die Gesundheit Ihres Kindes. Die Kaltwasseranwendungen regen das Immunsystem Ihres Kindes an, stärken die Abwehrkräfte und beugen Erkältungen vor.
Es gibt bereits spezielle Kindergärten, in denen die Kinder an die Grundlagen der Kneipp-Therapie herangeführt werden und somit eine rundum gesunde Lebensweise erlernen. Auch zuhause können Eltern ihre Kinder leicht ans Kneippen heranführen.
Kneipp-Kräuterbäder als Badepulver in einem Wannenbad daheim oder mal ein bisschen Wassertreten im heimischen Pool ersetzen noch lange nicht eine fachmännische Verabreichung von wechselwarmen Güssen, Kräuter-Bädern und einer Vielzahl von Teilbädern und Wickeln. Wer einmal eine Kneipp-Kurwoche in einer Kurklinik oder einem Wellnesshotel absolviert hat, ist von dem Erlebnis und der spürbar nachhaltigen Wirkung überzeugt. Ambulante Badekuren sind immer noch nach ärztlicher Verordnung mit der Krankenkasse abrechenbar.
Warum nicht einmal eine gesunde Auszeit einlegen?
Im Sanatorium Eggensberger und im Schüle's Gesundheitsresort gibt es viele Möglichkeiten, die 5 Säulen von Kneipp zu erleben und am eigenen Leib der wohltuenden Wirkung nachzuspüren.
Die Kneipp-Kur ist eine ganzheitliche Therapie, die auf fünf Säulen basiert: Wassertherapie, Phytotherapie, Bewegungstherapie, Ernährung und Ordnungstherapie. Sie wurde im 19. Jahrhundert von Sebastian Kneipp entwickelt und zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Die Kneipp-Kur wirkt durch die Kombination verschiedener natürlicher Heilmethoden, die auf den fünf Säulen basieren. Sie fördert unter anderem die Durchblutung, stärkt das Immunsystem, lindert Schmerzen und Verspannungen, unterstützt die Entspannung und Stressreduktion und verbessert die Schlafqualität.
Ja, viele der Therapieelemente der Kneipp-Kur lassen sich leicht in den Alltag integrieren und können auch zu Hause durchgeführt werden. Dazu gehören Wasseranwendungen wie Wassertreten oder Wechselbäder, Bewegungstherapie, eine gesunde Ernährung und Techniken zur Stressbewältigung.
Personen mit akuten Entzündungen, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder offenen Wunden sollten vor Beginn einer Kneipp-Kur ihren Arzt konsultieren. Bei bestimmten Anwendungen, wie Wechselbädern, ist es wichtig, auf die individuelle Verträglichkeit zu achten und die Anwendung bei Unwohlsein abzubrechen.